A f*cking good time

Wie man vom kleinen Bandraum auf die
grosse Bühne des Montreux Jazz Festivals steigt,
ohne dabei Musik zu machen.

Von Bekanntschaft zu tiefer Freundschaft

Montreux – die kleine Stadt am Genfersee birgt für Mathieu Jaton, CEO des gleichnamigen Jazz Festivals, unglaublich viele schöne Erinnerungen. Diese sind ganz eng verbunden mit dem seit 1967 immer wiederkehrenden Sommerereignis: Jährlich wird die Stadt zu einem einzigartigen Treffpunkt für Musikliebhaber weltweit. Während über zwei Wochen lauschen Besucher den Klängen und Stimmen von leidenschaftlichen Musikern. In Montreux atmet man Seeluft und hat das Gefühl, dass die Wellen immer noch nach den Klängen des letzten Festivals tanzen. Man schlendert an der Seepromenade an Figuren bekannter Musiker vorbei und geniesst im Montreux Jazz Café einenCappuccino. Ganz besonders hier kann man in alten Erinnerungen des Festivals schwelgen und dank der Sammlung von Claude Nobs die Musikgeschichte des Jazz etwas nachspüren. Doch nicht nur für den Jazz bietet Montreux eine Bühne, wie Mathieu Jaton betont. Viele wegweisende Ereignisse aus seinem Leben haben hier ihren Lauf genommen. Als Mathieu zu erzählen beginnt, erhalten wir Einblick in eine ganz besondere Freundschaft, die einer Vater-Sohn-Beziehung gleicht.

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Mathieu Jaton, 45, leitet seit 2013 als CEO das Montreux Jazz Festival. Claude Nobs, der Mitbegründer und langjährige Leiter des Festivals, hat ihm über viele Jahre das Festival lieb gemacht und ihm schliesslich die Zukunft des Events anvertraut.

Das Demotape

Mathieu Jaton wäre als 16-Jähriger wohl aus allen Wolken gefallen, hätte er damals schon gewusst, dass ihm Claude Nobs dereinst die Leitung des weltbekannten Montreux Jazz Festival anvertrauen würde. Damals noch probte der Sänger und Gitarrist mit seiner Jazz Funk Fusion Band, den «Silk Waves», voller Ambitionen in einem kleinen Bandraum. Im verstaubten Keller träumten er und seine Bandfreunde davon, dass sich Claude Nobs einmal ihre Musik anhören würde. Mathieus Vater war ein Jugendfreud von Claude Nobs aus Pfadfinderzeiten und erzählte hin und wieder Geschichten über den waghalsigen Musikliebhaber. Während Mathieus Vater bei den ersten Festivals die Autos reparierte, übte der junge Mathieu fleissig mit seiner Band und nahm allen Mut zusammen, Claude anzurufen. Beim ersten Versuch war nur die Assistenz am anderen Ende der Leitung. Nach zwei weiteren Versuchen ertönte plötzlich Claude Nobs Stimme: «Hallo Mathieu, wie geht es dir?», fragte er den verdutzten Anrufer. Und so kam es dazu, dass die Band in Claude Nobs Office ihr Demotape vorspielen durfte, welches Mathieu heute lachend als «Bullshit» betitelt. Gemeinsam sinnierten sie über Musik und verliessen das Office überglücklich. Das war im Jahre 1992.

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Einige Jahre später begann Mathieu mit dem Studium an der Hotelfachschule in Lausanne und jobbte nebenbei als Kellner. Nach einer langen Festnacht wischte der müde Mathieu in aller Morgenfrühe die Tische sauber, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. «Hallo Mathieu, was machst du denn hier?», meinte Claude Nobs, welcher zu Mathieus Erstaunen direkt hinter ihm gestanden hatte. Sogleich folgte eine zweite Frage: «Was machst du morgen? Ich habe die Gründer der Monty Python zu Gast und bräuchte jemanden, der mit mir kocht.» Und so stand Mathieu am Tag darauf in der Küche von Claude Nobs Chalet und bekochte die «Slapstick-Könige». Als die Gäste abgereist waren, sassen die beiden bis 4 Uhr morgens am Swimmingpool mit einem Whisky in der Hand. Die Füsse im Wasser baumelnd, horchte der neugierige 21-jährige Mathieu den spannenden Geschichten des dreimal älteren Claude zu.

Ab dann war Mathieu Sommer für Sommer in Claude Nobs Chalet in Territet und betreute die Musiker, die aus aller Welt fürs Festival anreisten. Ein intensiver Sommerjob mit über 1500 Personen, die im Chalet ein- und ausgingen und Festen, bei welchen bis zu 200 Gäste an den Tischen Platz nahmen.

Karriereplanung auf vier Rädern

«Hauptberuflich war ich Fahrer», meint Mathieu lachend und erinnert sich an die vielen Autostunden, in welchen er Claude zum Flughafen Zürich und wieder zurück chauffierte. Der junge Mathieu lauschte den vielen persönlichen Gesprächen mit den Künstlern und Agenturen oder Claudes Ausführungen zu den Artikeln in der Tageszeitung, die auf keiner Fahrt fehlen durften. «Die Fahrten waren für mich unglaublich lehrreich – ich hatte Privatunterricht in Ökonomie, Tourismus und Kultur», meint Mathieu schmunzelnd.

Es war ein Jahr vor der Jahrtausendwende, in der sich die Weichen auch in Mathieus Leben für die nächsten Jahrzehnte stellen sollten. Viele seiner Kommilitonen hatten bereits einen Arbeitsvertrag unterschieben, Mathieu jedoch hatte wie jeden Sommer beim Montreux Jazz Festival und unter dem Jahr als Fahrer gearbeitet, mit der Hoffnung,längerfristig beim Festival mitwirken zu können. Doch nie fand sich eine passende Situation, um sich bei Claude zu erkundigen. Der Sommer war vorbei und Mathieu hatte immer noch keinen Job.

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Überraschend erreichte ihn ein Telefonanruf von Claude. Der Grund: Die Position von Marketing und Sponsoring war eben frei geworden. Claude wollte sich erkundigen, ob Mathieu Interesse daran hätte. Voller Freude erschien Mathieu am nächsten Tag im Chalet von Claude. Zu seinem Erstaunen fand er dort den gesamten Stiftungsrat und drei weitere Kandidaten vor. Davon hatte ihm Claude nichts erzählt. Es sei das verrückteste Interview gewesen, das er je gehabt hatte, meint Mathieu rückblickend. Als alle Kandidaten gleichzeitig dem Stiftungsrat Rede und Antwort standen, erhob sich Claude nach einer halben Stunde gelangweilt und meinte, Mathieu solle ihm doch in der Küche beim Kochen helfen. Während nun die anderen Kandidaten ihr Interview weiterführten, kochte Mathieu für alle. Der Abend verging, man ass gemeinsam, aber es fiel kein Wort dazu, wie es nun um den Job stand. Eine ganze Woche später – immer noch keine Antwort.

Dann mitten in der Nacht ein Telefon. «Das war der Beginn von Claudes nächtlichen Telefonanrufen», meint Mathieu lachend. Jahre später arbeiteten die beiden eng zusammen und da gehörten diese Telefonate fix dazu. Ungeachtet der Uhrzeit rief Claude immer an, wenn er neue Ideen hatte, um sie sofort mit Mathieu zu besprechen. Das erste dieser zahlreichen Nachttelefonate war eine Einladung zu einem Meeting beim Tennisplatz in Territet, wo das gesamte Office mit 50 Personen versammelt war. Da Mathieu bislang fast nur im Chalet gearbeitet hatte, kannte man ihn im Office lediglich als Fahrer von Claude Nobs. Dass Claude Mathieu vor allen Anwesenden noch beauftragte, ihn nach dem Essen an den Flughafen zu fahren, untermalte dieses Image deutlich. Zum Erstaunen aller wurde aber verkündet: «Der Fahrer wird der neue Marketing- und Sponsoring-Leiter.» Über Vertrag und Salär wurde auch bei der anschliessenden Autofahrt nach Zürich nicht gesprochen, dass Mathieus erster Lohn erst ein halbes Jahr später gutgeschrieben wurde, gehört zu einer weiteren Anekdote.

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Den Spirit des Festivals weiterleben und prägen. Mathieu und sein Team sind bereit dafür.
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Dass Mathieu auch als Sekretär Skills hat, zeigte sich derweil zwei Jahre später. Damals beauftragte Claude ihn für die Protokollierung eines Meetings des Stiftungsrates, da die Sekretärin ausser Haus war. Also sass er mit dem ganzen Stiftungsrat zusammen und tippte Wort für Wort mit. Das Thema der Diskussion: die Zukunft des Festivals. Nachdem Mathieu für 10 Minuten das Sitzungszimmer auf Wunsch des Stiftungspräsidenten verlassen hatte, nahm er das Protokoll erneut auf und schrieb mit: «Wir sind heute zum Entschluss gekommen, dass mit der Empfehlung von Claude Nobs die Position des Generalsekretärs an Mathieu Jaton übergeben wird ...». Mit etwas Verspätung realisierte Mathieu, was er gerade zu Protokoll getragen hatte.

Auf der Rückfahrt im Auto wurde ein erstes und letztes Mal darüber gesprochen. In dem kurzen Gespräch, das nicht länger als eine halbe Minute dauerte, meinte Claude: «Ich bin 65 Jahre alt und es ist an der Zeit, an die Zukunft des Festivals zu denken. Und diese möchte ich mit dir angehen.» Ab diesem Zeitpunkt verantwortete Mathieu die operative Leitung des Festivals im engen Austausch mit Claude. Die beiden Herren kooperierten über 15 Jahre, in welchen sie gemeinsam das Festival leiteten.

DNA vererben

Die DNA des Montreux Jazz Festival ist eine besondere. Sie begeisterte Mathieu bereits von Anfang an und traf genau den Kern seiner Leidenschaft. Die intensive Gastfreundschaft, mit welcher Claude sein Networking betrieb, sucht heue noch ihresgleichen. Das Festival mit seiner idyllischen Lage, den herausragenden Künstlern und dem Luxus sei nur der Gipfel des Eisberges, wie Mathieu bildhaft beschreibt. Entscheidend sei das, was darunterliege: der Spirit, geprägt von tiefer Leidenschaft zur Musik, und die familiäre Beziehung zu allen Partnern. Das sei auch der Grund, weshalb er seinen Job so sehr liebe.

Die unvoreingenommene Art und Weise, in welcher Claude mit seinen Mitmenschen umgegangen war, hatte Mathieu schon immer begeistert. Egal, wer im Chalet zu Tisch sass, sei es ein Mitarbeiter oder bekannter Künstler gewesen, stets wurde derselbe Käse und Wein serviert. Und mit gleicher Leidenschaft erzählte Claude lebhaft seine Geschichten. Mit einem Lachen auf dem Gesicht meint Mathieu: «Claude war der beste Storyteller, den ich je kennengelernt habe. Seine Geschichten waren die besten.»

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The images are silent witnesses to the musical history that to this day is being written in Montreux.

Zwei Führungsstile - ein Ziel

Vieles haben die beiden Männer geteilt, aber vor allem: die Leidenschaft für ihre Visionen und der Wunsch, authentisch zu leben. «Nothing is impossible» – das war der Spitzname von Claude, der mit seiner Stimme und Ideenvielfalt stets auffiel. Mathieu blieb eher ruhig und in der Rolle des Beobachters. Täglich tauschten sich die beiden über ihre Ideen aus, auch wenn es mitten in der Nacht war. «Diese Telefonate vermisse ich», sagt Mathieu nachdenklich. Heute teilt er seine Ideen mit seinem gesamten Team und wählt damit bewusst eine neue Form der Zusammenarbeit. Die Worte, die Claude kurz vor seinem Tod an Mathieu gerichtet hatte, machen ihm immer Mut: «Ich bin sicher, du wirst Dinge ermöglichen, die mir nicht gelungen wären.»

Claudes Tod war ein prägnanter Einschnitt im Leben von Mathieu. Über Jahre haben sie sich als Partner ergänzt – jetzt fehlte dieses Gegenüber. Auch die sich verändernde Musikindustrie verlangte von Mathieu, neue Wege einzuschlagen. Bei dieser herausfordernden Aufgabe sei er dankbar um Freunde und Familie, die ihm emotionalen Rückhalt geben. Ihr ehrliches und direktes Feedback sei unersetzbar und für ihn wegweisend.

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Die vielfältigen Aufgaben vom Montreux Jazz Festival und den Partnerunternehmen leitet Mathieu heute mit einem grösseren Team, dessen Mitglieder für verschiedene Departemente zuständig sind. Auch wenn sich die Zeiten verändert haben, bleibt Mathieu einer Regel von Claude treu: Vereinbare nie zwei Meetings an einem Tag, denn nur so können Dinge ihren Lauf nehmen. Dabei denkt Mathieu an die «f*cking good times» zurück, die er sich mit Claude immer herausnahm, um ihre Partnerschaften zu pflegen. Auch die Freundschaft zu Hertz ist von diesem Spirit geprägt. Sei es im Aufbau des Festivals mit den Vans oder für das Chauffieren der internationalen Gäste – die Fahrzeugvermietung trägt im Bereich Mobilität ihren Beitrag zum Festival bei mit dem Ziel, dass Künstler und Gäste eine unvergessliche Zeit am Genfersee erleben. Gastfreundschaft zu leben, dafür sollte immer Zeit sein. So führt Mathieu mit genau diesem Spirit und einem tollen Team das Festival in die Zukunft.

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«I am 65 years old and it is time to think about the future of the festival. And I would like to do this with you.»

Musik fürs Leben

Musik ist in den Worten von Mathieu eine der schönsten künstlerischen Ausdrucksweisen auf der Welt – sie verbindet. Auch wenn sich das Musikbusiness seit den 80er Jahren stark verändert hat, so ist die Leidenschaft nicht verloren gegangen. Wenn für andere hochdotierte Verträge oder extraordinäre Musikvideos im Fokus stehen, dann interessiert sich Mathieu vor allem für den Musiker selbst. «Manchmal liebe ich die Musik, aber der Künstler geht im ganzen Tumult unter – dann vergeht mir die Musik», meint Mathieu. Beim Montreux Jazz Festival zählen nicht die neusten Trends. In erster Linie soll immer noch die Leidenschaft des Künstlers zum Ausdruck kommen. Ob Reggae, Hip-Hop, Electronic oder klassische Musik, Hauptsache die Musik ist echt. So präsentiert Mathieu mit seinem Team von rund 30 Personen jedes Jahr ein neues Programm.

Die letzten zwei Wochen vor dem Festival liebt Mathieu besonders und er erzählt begeistert davon, wie Tag für Tag das Festivalgelände entsteht und er die ersten Musiker begrüssen darf. Dann ist es so weit: Auf der Bühne sagt Mathieu dem tosenden Publikum die Künstler an. Wenn es ihn dabei voller Freude anlacht und der Musiker danach begeistert die Bühne verlässt, dann weiss er, dass er seinen Job gut gemacht hat.

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